Am 12. Februar empfing das Institut für Solarenergieforschung (ISFH) in Ohr den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies. Auf Einladung des SPD Landratskandidaten Dirk Adomat wollte sich der Minister unter anderem genauer zur Rolle des ISFH im Zusammenhang mit der Energiewende sowie über aktuelle und geplante Projekte informieren. Vor dem Hintergrund der aktuellen Bestrebungen des Bundes, Forschungsgelder zu kürzen, stand allerdings auch dieses Thema auf der Agenda. Welche Bedeutung soll die Solarenergie in Niedersachsen in Zukunft haben? Was bedeuten die geplanten Kürzungen für das ISFH, die Mitarbeitenden und die in den Startlöchern stehenden Projekte, die teilweise sehr langfristig angelegt sind? Da dahinter nicht nur Projekte und Planungen mit Kooperationspartnern, sondern auch Arbeitsplätze und damit Menschen stehen, war man an der Sichtweise des Landesministeriums sehr interessiert. Hintergrund: Aktuell beträgt das Umsatzvolumen des ISFH 10 Mio. € pro Jahr. 3,6 Mio. € davon stellt das Land Niedersachsen bereit. Auf die von den Kürzungen auf Bundesebene betroffene Projektförderung für Verbundforschung mit Firmen entfallen im Mittel 5 Mio. €. Der Anteil dieser wettbewerblich eingeworbenen Projektmittel ist damit nicht unerheblich.
Der Minister war bereits vor 20 Jahren zum ersten Mal zu Besuch am ISFH und erinnert sich noch gut. Damals ging es noch um „Inselfragen“ hinsichtlich der Solarenergie, heute dagegen um „Integration“. Lies betonte, dass Klimaschutz und Energiewende eine Chance darstellten, die oft nicht erkannt würde. Er ist sich sicher, dass der Umstieg von fossiler auf solare Energie und höhere Investitionen in Forschung und Innovation Arbeitsplätze sichern. Allerdings fehle auf Bundesebene ein klarer Kurs in der Energiewende. Und er hob besonders die Innovationen für private und gewerbliche Anwender hervor, die regelmäßig am ISFH entstehen. Darüber hinaus sei Photovoltaik der „günstigste Weg der Energieerzeugung“. „Die Solarenergie und die damit verbundene Forschung ist ein wesentlicher Baustein zum Gelingen der Energiewende – wir brauchen nicht weniger, sondern mehr wissenschaftliche Unterstützung für ihre Umsetzung“, sagte Institutsleiter Prof. Rolf Brendel. Der Minister kündigte an, die besondere internationale Rolle des ISFH in Berlin zu verdeutlichen.
Viele der Forschungsprojekte verfolgen das Ziel, der Wirtschaft und den Verbrauchern Wege zu öffnen, um Energie zu sparen, sinnvoll einzusetzen und vor allem die Umwelt nachhaltig und langfristig zu schonen. Nur ein Beispiel: Im Rahmen seines Rundganges, nahm der Minister einen neuen Prüfstand für Frischwasserstationen in Betrieb. Hierbei geht es um die Erwärmung des Trinkwarmwassers just-in-time mit Durchfluss-Trinkwassererwärmern unter Einsatz von Wärmepumpen und Solarthermie. „Mit diesem Prüfstand können Lösungen für eine breite Palette von Anwendungen entwickelt und optimiert werden – Geschosswohnungsbau und gewerbliche Anwendungen wie Sporthallen, Hotels und Campingplätze etc. CO2-Einsparungen von etwa 15 Millionen Tonnen im Jahr sind damit in Deutschland möglich“, erklärt Peter Pärisch vom ISFH. Der Prüfstand wird in Zukunft genutzt, um in enger Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen die nächste Generation von Trinkwarmwassererwärmern zu entwickeln. Dies sei ein gutes Beispiel für den Praxisbezug vieler Projekte, so Pärisch.
Nach dem Rundgang fand eine engagierte Diskussionsrunde zwischen Minister Lies, den beiden Landtagsabgeordneten Dirk Adomat und Uli Watermann sowie dem Institutsleiter Prof. Rolf Brendel und leitenden Angestellten des ISFH statt.
Das ISFH entwickelt mit derzeit 155 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern innovative Technologien für die Solarenergienutzung. Die Abteilung Solare Systeme erforscht das dynamische Verhalten von Energieversorgungssystemen, z. B. solcher mit Solarkollektoren oder Wärmepumpen. Die Abteilung Photovoltaik entwickelt hocheffiziente industrialisierbare Photovoltaikmodule. Das ISFH ist ein An-Institut der Leibniz Universität Hannover und Mitglied im Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) sowie Mitglied der Zuse-Gemeinschaft.