Schülerinnen aus Schulen der Region bauen im NILS-Labor des ISFH ein kleines funktionstüchtiges Elektroauto, welches mit Solarenergie angetrieben wird. Foto: ISFH

Emmerthal (RGo). Bereits im zehnten Jahr organisierte die Agentur für Arbeit Hameln in Zusammenarbeit mit dem Institut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH) ein „Schülerinnenseminar“. Durch eine Kombination aus Theorie, Solarpraktikum und Diskussionsrunde werden den jungen Frauen berufliche Möglichkeiten in Naturwissenschaft und Technik eröffnet.

Insgesamt 17 Schülerinnen ab der Sekundarstufe I nutzten am 4. September 2019 die Möglichkeit, neben der Forschungsarbeit des Solarforschungsinstitutes auch praktische Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlangen und sich über die Energiequelle Sonne zu informieren.

Denn noch immer sind Frauen in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) unterrepräsentiert. Dabei haben Mädchen dieselben Potenziale für solche Berufe wie die Jungen. In den naturwissenschaftlichen Fächern an den Schulen nehmen sich die Mädchen dagegen oftmals zurück und überlassen das Feld den Jungen.

Helga Kappmeyer, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Hameln, sagt dazu: „Es ist für Mädchen so wichtig, frühe und praktische Erfahrung im naturwissenschaftlichen Bereich zu sammeln, um bei ihnen das Interesse an technischen Berufen zu wecken und zu entwickeln und dieses Interesse nach Kräften zu fördern.“

Die Idee für die Schülerinnenseminare am ISFH ergab sich vor dem Hintergrund der im Schulbereich etablierten Lernwerkstatt NILS am ISFH. Seit 1998 werden dort Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer und naturwissenschaftliche Veranstaltungen für Schulklassen durchgeführt.

Das MINT-Schülerinnenseminar soll realistische Einblicke der Arbeitswelt vermitteln, Interesse für Technik wecken und die Wahl eines technischen Berufes erleichtern. Dieses Konzept war von Anfang erfolgreich, denn den teilnehmenden jungen Frauen hat das Solarpraktikum neben dem Spaß stets auch viele neue Erkenntnisse gebracht. Die Seminare waren oft innerhalb kurzer Zeit komplett ausgebucht. „Technik ist ja überhaupt nicht kompliziert“, urteilte eine der jungen Teilnehmerinnen nach dem Praktikum.

Kernstück der Veranstaltung ist der Aufbau eines kleinen Solar-Rennautos, das mit Solarenergie angetrieben wird: Schalter und Buchsen werden montiert, Kabel angelötet und die Solarzellen und Verbindungen in eine kleine „Tankstelle“ eingebaut. Als Lohn der handwerklichen Mühe gibt es schließlich ein voll funktionstüchtiges Modell eines solar betriebenen Elektroautos! Physikalische und solartechnische Experimente runden den praktischen Teil ab. Weiterer wesentlicher und fester Bestandteil der Veranstaltung sind neben einer Führung durch einzelne Labore immer auch Gespräche mit Mitarbeiterinnen des ISFH über deren Ausbildung und deren Arbeit in naturwissenschaftlich-technischen Berufen.

Die Weserbergland AG finanziert die Materialien, die die Schülerinnen für ihre Aufbauten verwenden. Das selbstgebaute Elektroauto inklusive „Tankstelle“ nehmen sie als Grundlage für weitere Experimente im Physikunterricht mit an die Schule. Die Schülerinnen präsentieren dort die Ergebnisse ihres Praktikums und führen die Autos vor.

Die Ausbildung junger Menschen hat beim ISFH seit Anfang einen hohen Stellenwert. Als An-Institut der Leibniz Universität Hannover bildet das ISFH Praktikantinnen und Praktikanten, Bachelor- und Masterstudierende sowie Promovierende aus. „Das Thema Solarenergie muss fester Bestandteil der schulischen Ausbildung werden“, sagt Dr. Roland Goslich, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im ISFH, „und Mädchen müssen in der Schule viel stärker für Technik motiviert werden als bisher. Vor dem Hintergrund der Klimakrise kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten, auf viele fähige Köpfe leichtfertig zu verzichten.“