Hagelschäden an Photovoltaik-Modulen sind schwer erkennbar und schwierig nachzuweisen. Versicherungen sehen sich daher nicht immer in der Pflicht, solche Schäden zu begleichen. „FLOIS“ ist ein neues, sogar preisgekröntes Analyseverfahren des Instituts für Solarenergieforschung (ISFH) in Hameln und bringt Licht ins solare Dunkel.
In vielen Fällen ist bislang nicht eindeutig nachweisbar, ob Schäden an Photovoltaikmodulen durch Hagelschlag oder andere äußere Einflüsse entstanden sind. Risse in den Solarzellen beeinflussen die Wirksamkeit der Photovoltaikmodule und können sehr wohl durch Unwetter entstehen. Sie sind aber mitunter gar nicht unmittelbar nach einem Hagelschlag erkennbar, weil aufprallende Hagelkörner, die teilweise Durchmesser von über fünf Zentimetern und mehr erreichen, das Frontglas nicht unbedingt sichtbar schädigen. Es können aber kleine Risse in den Solarzellen entstehen, die über einen längeren Zeitraum die Leistung der Solarzelle reduzieren. Pauschal ist das Schadensrisiko umso höher, je dünner Frontglas und Rahmen sind. Und wenn dann der Eigentümer oder der Betreiber einer solchen Anlage seine Versicherung in Anspruch nehmen möchte, kommen deren Gutachter oft zu völlig anderen Einschätzungen: Die Kausalität des Schaden durch Hagel ist nicht nachweisbar, es könnte ebensogut auch ein Installations- oder Transportschaden vorliegen, ergo ist die Versicherung aus der Haftungspflicht entlassen. Und die Nachweispflicht liegt stets beim Eigentümer der Solaranlage.
Diese Grauzone bei der Beurteilung könnte nun der Geschichte angehören, denn das ISFH hat ein Verfahren entwickelt, mit dem der Nachweis der Ursache sowie der Zeitpunkt der Schadensentstehung feststellbar ist. Gewürdigt wurde dieses Verfahren mit dem Innovationspreis auf dem „32. Symposium für Photovoltaische Solarenergie“ in Bad Staffelstein am 9. März.
Das neue Verfahren heißt schlicht „FLOIS“: Fluoreszenz Outdoor Inspektionssystem. „FLOIS ist gegenüber anderen Inspektionssystemen, wie beispielsweise Elektrolumineszenz- und Thermografie-Methoden, weitgehend wetterunabhängig“, erklärt Dr. Marc Köntges, der das Verfahren mit entwickelt hat.
Und wie geht das? Dem Solarmodul wird eine schwarze Haube aufgesetzt, unter der LEDs das Modul mit UV-Licht beleuchten. Eine Kamera zeichnet dann die Fluoreszenz des Moduls auf. Dort, wo Risse sind, ist keinerlei Fluoreszenz sichtbar, denn genau dort ist die Zelle defekt.
Mit FLOIS geht das sogar tagsüber und richtig flott: bis zu 200 Module können in einer Stunde untersucht werden. FLOIS zeigt auch, welche Zellen aktiv sind und welche nicht. Solarzellen mit Rissen, die zu Ertragsminderung führen, erscheinen auf den UV-Fluoreszenzbildern heller als intakte Zellen. Insbesondere macht die Technik durch die unterschiedliche Fluoreszenzintensität im Bereich der Zellrisse Hagelschlagschäden von anderen Schadensursachen unterscheidbar. Die üblicherweise verwendete Elektrolumineszenztechnik hingegen kann nur nachts eingesetzt werden, weil tagsüber das Sonnenlicht stört und ist nicht in der Lage Hagelschlagschäden eindeutig von Transport- und Installations-Fehlern zu differenzieren.