Hameln/Emmerthal: Ein markantes Fahrzeug ist zurück auf den Straßen des Weserberglandes – der Prototyp eines leichten, elektrisch betriebenen Nutzfahrzeuges mit integrierter Photovoltaik, der in dem vom ISFH geleiteten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanzierten Forschungsprojekt „Street“ entwickelt wurde.
Wer es vorher gesehen hat, erkennt es schon an der Farbe: Irgendetwas hat sich verändert. Der Ladekoffer ist jetzt nicht mehr leuchtend gelb, sondern in der Wagenfarbe Weiß. Aber natürlich sind das nur Oberflächlichkeiten und die eigentliche Neuerung steckt in der Solartechnik selbst. Das Fahrzeug wurde nämlich von der Continental Engineering Service GmbH mit innovativen Leichtbau-Solarmodulen der Firma a2-solar ausgestattet. Diese ersetzen die bisherigen, auch von a2-solar gefertigten, Glas-basierten Solarmodule. Letztere haben zwar über 8000 Testkilometer in nur einem Jahr gut überstanden und sorgen für Reichweitenverlängerungen von bis zu 36 km an sonnigen Tagen. Die Glas-basierten Solarmodule hatten aber von Anfang an einen inhärenten Nachteil – ein signifikantes Eigengewicht. Dadurch wurde zum einen der Energieverbrauch beim Fahren etwas erhöht, zum anderen die bei Nutzfahrzeugen wichtige Zuladung verringert. Es war daher das zentrale Entwicklungsziel von a2-solar im Rahmen von „Street“, die Glas-basierten Module durch wesentlich leichtere Folien-basierte Module zu ersetzen.
Und dies ist gleich auf mehreren technologischen Wegen gelungen: einige der Module wurden auf das Koffermaterial appliziert, andere wurden mit dem Koffermaterial zu einem Verbund laminiert und so in das Fahrzeug integriert. Es ist nämlich alles andere als trivial, nur mit Folien einerseits die Solarzellen auf Jahrzehnte haltbar zu verkapseln und andererseits alle Stabilitätskriterien im Automobilbereich – von Vibrationen und Temperaturschocks bis zum Hagelschlag – zu erfüllen. Welcher der Ansätze – Applikation oder Integration – nun der bessere ist, sollen wiederum Testfahrten auf realen Straßen zeigen. In beiden Fällen konnte das Eigengewicht der Module auf nur ein Fünftel des Wertes der Glas-basierten Module reduziert werden.
Das ISFH dankt den Firmen a2-solar und Continental Engineering Services GmbH für die gute Zusammenarbeit und den Fördermittelgebern – neben dem BMWK auch das Land Niedersachsen – für die Finanzierung dieser Arbeiten. Das ISFH wird nun wieder intensive Feldtests durchführen und diese, neben der detaillierten Ertragsbestimmung, auch durch State-of-the-Art-Messungen an den Modulen, wie Fluoreszenz und Elektrolumineszenz, begleiten. Das ISFH lädt Unternehmen aus der Automobilindustrie dazu ein, die Forschungsergebnisse zu bewerten und an der Überführung in die Produktion teilzuhaben.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Robby Peibst
Tel.: +49(0)5151-999 313
E-Mail: peibst@isfh.de
Der Streetscooter mit den neuen leichten Folien-basierten PV-Modulen. Foto: ISFH