Die SiliconPV-Konferenz hat den Anspruch, die wissenschaftlich profilierteste internationale Konferenz im Bereich kristalliner Silizium-Photovoltaik darzustellen. Ins Leben gerufen wurde sie im Jahr 2011 von renommierten europäischen Forschungsinstituten, zwischen denen auch der Austragungsort rotiert. Nachdem das ISFH bereits 2013 die Konferenz ausrichten durfte, wollten wir 2021 wieder die Wissenschaftsgemeinde in Hameln begrüßen. Leider machte die Corona-Pandemie eine Konferenz in Präsenz unmöglich. Dennoch hat das Organisationskomitee ein hochkarätiges wissenschaftliches Programm realisieren können – welches für registrierte Teilnehmer*innen auch noch die nächsten Wochen auf der virtuellen Konferenz-Plattform abgerufen werden kann. Auch der persönliche Austausch, z.B. im Rahmen eines Pub-Quiz, sowie die Führungen durch die Labore des ISFH sowie des LNQE der Leibniz Universität Hannover, wurden virtuell realisiert. Über 300 Teilnehmer*innen machten so das Beste aus der aktuellen Situation und erlebten eine angenehme und inspirierende Konferenz.

Jedes Jahr werden bei der SiliconPV-Konferenz die 10 besten eingereichten Abstracts mit dem SiliconPV-Award ausgezeichnet. Die Bewertung der Abstracts erfolgt dabei auf Basis eines gleich doppelt anonymen Begutachtungsprozesses, im Rahmen dessen jeder Beitrag von mehreren internationalen Wissenschaftler*innen ohne Kenntnis der Autor*innen bewertet wird. In diesem Jahr gingen gleich drei dieser Preise an ISFH-Mitarbeiter*innen, wozu wir ihnen herzlich gratulieren!

Die diesjährigen ISFH-Preisträger*innen sind Christina Hollemann, Nils Folchert und Michael Winter.

Christina Hollemann und Nils Folchert wurden für ihre Beiträge „Influence of Firing on the Interface State Density of n-Type Poly-Si Passivating Contacts“ und „Easy-to-Apply Contact Resistance Measurements of the Interfacial Oxide in Poly-Si/SiOx/c-Si Junctions – Revisiting the Cox & Strack Formula“ ausgezeichnet. Michael Winters Beitrag „Understanding Light-Induced Degradation Effects in Ga-doped Cz-Si and B-doped FZ-Si Materials“ wurde sogar als einer von 4 Keynote-Vorträgen der Konferenz ausgewählt.

Christina Hollemann studierte Physik an der Georg-August-Universität in Göttingen und kam 2017 als Promotionsstudentin ans ISFH. Ihre aktuelle Forschung beschäftigt sich mit der Frage, wie passivierende Kontakte – die den Wirkungsgrad von Solarzellen signifikant verbessern könnten – in industrielle Herstellungsprozesse integriert werden können. Insbesondere der nach dem Aufbringen der Metallkontakte erforderliche Hochtemperaturprozess wechselwirkt mit den passivierten Oberflächen auf eine bisher wissenschaftlich nicht verstandene Art und Weise. Frau Hollemanns Arbeiten erhöhen dieses Verständnis, steigern so die Möglichkeit zur Prozessoptimierung und leisten letztlich einen Beitrag zu kostengünstig hergestellten und hocheffizienten Solarzellen.

Nils Folchert studierte ebenfalls Physik an der Georg-August-Universität in Göttingen und kam 2015 als Promotionsstudent ans ISFH. In seiner Promotion hat er sich mit dem tiefgründigen theoretischen Verständnis der Stromtransportmechanismen in passivierenden Kontakten beschäftigt. Um die Ergebnisse seiner Berechnungen mit der Realität vergleichen zu können, war er auf bestimmte Messdaten angewiesen, insbesondere zu den Kontaktwiderständen zwischen den passivierenden Schichten und dem Silizium-Wafer. Diese Messungen waren bisher sehr aufwendig und erforderten nachfolgend eine komplexe Auswertung. Daher gab es nur einen begrenzten experimentellen Datensatz. Herr Folchert konnte zeigen, dass sich sowohl die Messungen bzw. die Herstellung der dafür notwendigen Strukturen als auch die nachfolgende Auswertung wesentlich vereinfachen lassen. Dies wird dazu führen, dass zukünftige verschiedenste passivierende Kontakte umfangreicher als bisher untersucht und daher noch besser optimiert werden können. Auch dies stellt einen Beitrag zur weiteren Wirkungsgradsteigerung von Solarzellen dar.

Michael Winter studierte Physik an der Leibniz Universität Hannover und kam 2018 als Promotionsstudent ans ISFH. Seine Forschung beschäftigt sich mit licht- und temperaturinduzierten Änderungen der Ladungsträger-Lebensdauer im Volumen und an der Oberfläche von silizium-basierten photovoltaischen Materialien. Solche Degradations- und Regenerations-Phänomene werden unter anderem durch den Hochtemperaturprozess zur Kontaktierung am Ende der Solarzellenproduktion verursacht. Ein tiefergehendes Verständnis der zugrunde liegenden Effekte ermöglicht Prozessoptimierungen zur Vermeidung von signifikanter Degradation der Ladungsträger-Lebensdauer, was die Langzeitstabilität hocheffizienter Solarzellen verbessert.

Im kommenden Jahr wird die SiliconPV-Konferenz als hybride Veranstaltung durchgeführt. Der Präsenz-Teil wird außerhalb Europas liegen: in Hangzhou, China.